Oktober 10

Drow

andere Bezeichnungen : Dhaeraow (elfisch ‚Verräter‘), Ssri‘ Tel’Quessir, Dunkelelfen, Ilythiiri

Aussehen

Aus dem dunkelhäutigen Elfenvolk der Ssri-Tel’Quessir wurde durch den Fluch des elfischen Göttervaters Correllon die Rasse der Drow, Elfen mit obsidianschwarzer Haut und ganz weißen oder selten hellblonden Haaren. Normalerweise haben sie blutrote Augen, wenn auch helles Lila, Silber, Rosa oder Blau nicht ganz ungewöhnlich ist. In der Regel sind sie schmaler und kleiner als die anderen Elfenvölker. Sie tragen oft bequeme, weite Kleidung in gedeckten Farben. Ein Drow ohne eine Waffe ist ein neugeborenes Baby – oder tot.

Durch ein Ritual der Hochmagie, durchgeführt von Q’arlynd Melarn im Jahr 1379 TZ, sind einige hundert gute Drow – Anhänger Eilistraees – wieder in die Glaubensgemeinschaft Corellons eingebunden. Diese Ssri’Tel’Quessir, wie sie nun wieder heißen, sind keine Drow mehr, sondern einfach nur Dunkelelfen, und ihre Haarfarbe ist nicht mehr weiß, sondern so dunkel wie vor Jahrtausenden, also meist schwarz.

Wesen und Kultur

Drow sind im besten Fall sadistisch, destruktiv und verräterisch; dazu meist über alle Maßen arrogant, da sie sich für die wahren Herren Faerûns halten.
Schon zu ihrem eigenen Volk sind sie neidisch, grausam und misstrauisch; allen anderen Rassen wünschen sie schlicht nichts mehr als einen möglichst schmerzhaften Tod.

Drow sind eine stark matriarchalische und religiöse Gesellschaft, mit deutlich militaristischen Zügen. In der Regel werden sie von der Ilharess, der mächtigsten Priesterin Lolths, angeführt. Sie gründen grosse Stadtstaaten mit einander bekämpfenden Häusern, allen voran die Adelshäuser, die jeweils wieder von der einflussreichsten weiblichen Drow des Hauses, der sogenannten Mutter Oberin, regiert werden.

Intrigen und Gewaltausbrüche zwischen Angehörigen der verschiedenen Häuser sind an der Tagesordnung, und das empfindliche Gleichgewicht der Macht in einer Drowstadt ändert sich von Tag zu Tag, wenn nicht von Minute zu Minute.

Meist beherrschen Armut, Verzweifelung und Unterdrückung die Städte der Drow. Im Normalfall findet sich im am besten zu verteidigenden Teil der Heimathöhle einer typischen Drowstadt der Tempel der Lolth, manchmal als Teil der Palastanlage der Herrscherfamilie, zusammen mit den anderen Wohnanlagen der Adelshäuser.
Der Rest der Stadt besteht aus einer wilden Siedlung von ärmeren Drow, die schließlich in karge Pilz- und Wurzel-Felder übergehen, von Sklaven zum Nahrungsanbau bewirtschaftet. Mitunter findet man in größeren Städten auch noch Viehweiden, wo Rothé, rinderartige Tiere, gehalten werden.

Am Stadtrand finden sich dann die Garnisonen der Armee, nach Geschlecht getrennt, und die Magierschulen.
Oft haben die Drowstädte Abkommen mit einem der anderen Bewohner des Unterreiches, wie zum Beispiel einem alten Drachen, der dann sein Lager in Stadtnähe aufschlagen und sich an den Sklaven beliebig bedienen darf.

Die Drow sprechen gemeinhin de’shineth, einen elfischen Dialekt, meist auch das ursprüngliche elfisch und die Handelssprache des Unterreiches, und fast alle Drow beherrschen die typische Zeichensprache der Drow, eine sehr komplexe Sprache, die aus hunderten schnellen Handbewegungen besteht und genauso detailliert sein kann wie die gesprochene Sprache.
Drow-Zauberer haben eine Vorliebe für Runen und zeichenbezogene Zauber; ebenso benutzen fast alle Adelshäuser Runensteine, um sich auszuweisen und unter einander zu unterscheiden.

Drowkrieger arbeiten oft mit betäubenden oder tödlichen Giften und leichten Armbrüsten oder sogenannten Handarmbrüsten. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Drow mit allen anderen Rassen Faerûns Streit suchen und sie als niedere Wesen verachten. Bei Überfällen oder Streifzügen gemachte Gefangene werden versklavt und müssen den Rest ihres – meist kurzen – Lebens mit dem Nahrungsanbau oder gar als Haustiere einer verwöhnten Drowtocher verbringen. Sklaven werden selten einem Mann vermacht, denn diese sind selbst selten mehr als bessere Sklaven. Für den seltenen Fall, dass ein Mann einen Sklaven erhält, (Begriff hier nicht geschlechterspezifisch) ist der Sklave entweder nichts wert, oder das „Männchen“ hat sich wirklich verdient gemacht.

Im Normalfall hat jedes bessergestellte Quel’lar (Haus der Drow) 2 oder 3 Sklaven pro Drow. Der Handel mit und die Zucht von Sklaven ist eine der Hauptbeschäftigungen der Drow außer dem Kampf, denn Sklaven erledigen alle niederen Arbeiten in den Städten der Drow.

Der offene Hass der Drow gilt aufgrund ihrer Geschichte den Elfen der Oberfläche, die sie als faule Nutzniesser eines grossen Betruges durch Corellon und den Seldarine an den Ilythiiri sehen; und wenn ein Drow einem „normalen“ Elf begegnet, wird er schnell, grausam und in aller Härte reagieren, um demjenigen einen möglichst schmerzhaften Tod zu bereiten – wobei das natürlich in gewissem Maße auf Gegenseitigkeit beruht.

Manchmal schließen die Drow Bündnisse mit anderen Völkern (außer den Oberflächenelfen), wenn sie meinen, dass es ihrem Volk nützt, aber diese Bündnisse sind immer zeitlich begrenzt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Drow sich ihren vermeintlichen Verbündeten entgegenstellen…

Götter & Glauben

Die Drow beten die Gottheiten an, die als die „schwarzen Seldarine“ bekannt geworden sind, allen voran

Lolth die Spinnenkönigin
Ihre Domänen sind : Böses, Zerstörung, Tricks

Lolth wird manchmal auch als Lloth (vor allem regional in Menzoberranzan und Ched Nasad) oder Loethe bezeichnet, sie wurde für Ihren Verrat von Corellon in die Dämonengruben des Abyss verbannt.
Lolth duldet keine anderen Götter neben sich, dennoch beten Drow-Sekten oft im geheimen andere der schwarzen Seldarine an, z.b. :

Vhaeraun, den Meister der Schatten, Lolth’s Sohn.
Seine Domänen sind : Böses, Reisen, Tricks

Ghaunadaur, das ewig Lauernde. 
Seine Domänen sind : Böses, Zerstörung, Erde.

Kiaransalee, die Herrin der Toten und der Rache.
Ihre Domänen sind : Böses, Rache, Untot

Selvetarm, Lolth’s Krieger.
Seine Domänen sind : Böses, Spinnen, Krieg

Besonders die Lolthgläubigen männlichen Drow pflegen die Philosophie des „Elam’shin“, was übersetzt in etwa „der Wille der Göttin“ bedeutet. Damit ist gemeint, dass alles in Lolths Macht liegt, also Gutes wie Schlechtes einfach Schicksal ist, Kismet.
Unsinnigen oder widersprüchlichen Befehlen zu gehorchen, ist Elam’shin, ein Glücksfall oder ein vorzeitiger Tod – Elam’shin umfasst alles.

Mit Lolth ging ihre Tocher Eilistraee, die Herrin der Nachthimmel, freiwillig mit in die Verbannung, obwohl sie die Seldarine nicht verraten hatte. Ihre Domänen sind Gutes, Reisen und Schutz und ihre Kirche ist die Kirche der Guten Drow, deren vereinzelte Anhänger versuchen, in Frieden mit anderen Rassen auf Faerûns Oberfläche zu leben und die Drow von der Verehrung Lolths abzukehren.
Sie werden von den anderen Drow zumeist als Spinner oder bedauerliche Verrückte abgetan. In den Städten der Menschen haben sie ebenso einen schweren Stand und werden oft nicht einmal innerhalb der Stadtgrenzen geduldet.

Geschichte der Drow

Zu Anbeginn der Zeiten schufen die Seldarine die Elfen und belebten sie mit den Tränen des Mondes und Corellons Blut, dass bei seinem Kampf mit Gruumsh Einauge auf die Erde gefallen war.
Aber von allen Elfenrassen waren die dunkelhäutigen Elfen die aggressivsten. Sie besiedelten als eine der erfolgreichsten Völker mit den anderen Elfen Faerûn und gründeten das Grosse Reich von Ilythiir, das sich schnell ausbreitete.
Trotz ihrer eigenen großartigen Werke waren sie neidisch auf Reichtum und Macht anderer Elfenreiche und griffen bald andere Elfennationen an, um mehr Raum für sich beanspruchen zu können.

Während der ersten drei Kronenkriege gelang es ihnen nicht, die Macht der anderen Elfenvölker zu brechen. Sie wandten sich daher an die ausgestoßenen und verbannten Götter der Dämonengruben, insbesondere an Lolth, die ihnen große Magie und Armeen gaben, und die Dunklen Elfen von Ilythiir kamen wie eine zerstörerische Flutwelle über ihre elfischen Verwandten und richteten unermessliches Leid an.

Aber Corellon Larethian, der Gottvater der Elfen, sah, was sie getan hatten und verfluchte die Dunkelelfen. Sie wurden das, was man heute als Drow kennt, verbrannt vom göttlichen Licht Corellons und von der Oberfläche Faerûns verbannt.
Der Begriff Drow ist übrigens eine Verschleifung des elfischen Wortes „dhaeraow“ (Verräter) – kein Drow würde sich selbst so bezeichnen. Aus Ihrer Sicht heraus haben die Seldarine in einen elfischen Konflikt unberechtigterweise eingegriffen und die rechtmässigen Sieger verraten und verbannt.

Nach ihrer Verbannung durchstreiften die Drow die Unterwelt, als Nomaden, lebend wie wilde Tiere, und gruben tiefer und tiefer, um die Nähe zu Lolth zu suchen. Erst durch Lolths Kult und ihre Einflussnahme auf die Kultur der Drow wurden sie zu der Rasse, die sie heute sind.
Die ersten nachgewiesenen festen Siedlungen der Drow stammen aus den Jahren um -9600 DR.
Einer der ersten Schläge der Drow gegen die Völker der Oberwelt war die Eroberung der großen Zwergenhöhle Bhaerynden um -9000 DR, in der sie ihr zweites Reich, Telantiwar, errichteten.
Telantiwar zerstörte sich selbst durch einen (bei der Art der Drow verständlichen) Bürgerkrieg, der damit endete, dass die gesamte Höhle einstürzte und zu dem wurde, was wir heute als die große Kluft im Shaar kennen.

Einige der Städte der Drow sind Sshamath, die Stadt der Dunklen Fäden unter den Fernen Hügeln, Menzoberranzan (Haus Menzoberran), Ched Nassad (Haus Nasadra), Guallidurth, T’lindhet, V’eldrinnsshar oder Yuethindrynn.

In letzter Zeit nehmen die Übergriffe der Drow auf die Oberflächenwelt Faerûns zu, und nicht wenige Gelehrte vermuten, dass die Drow versuchen, sich an das Leben an der hellen Oberfläche der Welt anzupassen, um sie eines Tages zu erobern, wie es ihnen ihrer Meinung nach gebührt. 
Die Drow selbst wissen es freilich besser. Die große Gottmutter Lolth schweigt schon seit einiger Zeit und gibt ihren Kleriker-Priesterinnen keine neuen Zauber. Dieses Geheimnis vor der Öffentlichkeit verbergend haben die Priesterinnen alle Mühe, ihre Machtposition zu halten. Ein Zusammenbruch der gesamten Drow-Gesellschaft, wie in Menzoberranzan vor kurzem passiert, wäre die Folge eines Bekanntwerdens.
Um daher von ihren inneren Machtproblemen abzulenken, gehen die Drow aggressiver vor denn je – und stellen zu ihrem Erstaunen fest, dass eigentlich hoffnungslos gedachte Stafexpeditionen Land erobern, im Unterreich längst bekannte Tricks Schrecken und Angst über die Menschen in ihren wackligen Häusern bringen und die schwindende Macht der Drow die Oberweltler Faerûns ihr Antlitz feige verbergen lässt.
Was also kann es anderes sein als der Wille der Göttin, dass die Drow sich endlich zurückholen, was ihnen vor so langer Zeit genommen wurde?


Autor: Susanne Meyers. Alle Rechte vorbehalten.

Veröffentlicht10. Oktober 2021 von ZuMe in Kategorie "Dungeons & Dragons", "Forgotten Realms", "Völker