Der elfische Lebenszyklus
Schwangerschaft & Geburt
Eine schwangere Elfenmutter tut ihr möglichstes, um ihr Kind in der Elfengemeinschaft zur Welt zu bringen, in der sie selbst geboren wurde; im allerschlimmsten Fall aber lieber in der Wildnis als irgendwo unter Menschen.
Für die Elfen ist die Geburt ein Eintritt in einen neuen Lebenszyklus, ein Ereignis, das das ganze Dorf feiert und mit Tanz und Gesang beiwohnt. Für die Elfen ist eine Geburt nichts dreckiges oder schlimmes, das versteckt werden müsste, sondern lediglich ein großartiges Ereignis für die ganze Dorfgemeinschaft. Elfische Geburten sind in der Regel sehr leicht und beinahe schmerzfrei.
Dies gilt jedoch nicht für halbelfische Kinder – diese Geburten sind oft sehr schmerzhaft und auch lebensbedrohend für die Mutter. Während des Geburtsrituals schwört jeder anwesende Elf, das Kind zu beschützen und nach bestem Wissen und Gewissen zu lehren und vor Gefahren zu bewahren.
Elfinnen können vom Zeitpunkt ihres Erwachsenwerdens (120) bis ca. zu ihrem 550. Lebensjahr schwanger werden; die Schwangerschaftszeit beträgt 12 Monate. Die werdende Mutter entwickelt einen geistigen, starken Bund zu ihrem Kind, bis es sich irgendwann im sechsten oder siebten Schwangerschaftsmonat bewusst bei ihr meldet und von da an mit ihr regelrechten Kontakt hält. Die Mutter lernt in den restlichen Monaten bis zur Geburt ihr Kind kennen und sucht mit ihm zusammen einen ersten Namen aus, den es dann die Zeit seiner Kindheit über beibehält.
Die allermeisten Elfen erinnern sich an den Zeitpunkt kurz nach der Geburt, wenn sie hochgehalten und der ganzen Gemeinde präsentiert werden, und an das besondere, ganz einzigartige Lied, dass die Gemeinschaft für jedes Neugeborene singt.
Kindheit
Die elfische Kindheit, welche etwa genauso lang dauert wie die der Menschen, bleibt den meisten Elfen in eher verschwommener Erinnerung, eine Zeit des Entdeckens und Erforschens unter den wachsamen Augen aller Erwachsenen der Elfengemeinde. Obwohl die Elfen glauben, direkte Erfahrung sei besser als das Lernen von Dingen aus zweiter Hand, gibt es einige Dinge, die nur gelehrt werden können. Elfische Kinder lernen die Namen aller Götter und der tausend Naturgeister ihrer Umgebung, wie man Gefahren erkennt, und wie man die alltäglichen Gegenstände für Handwerk und Jagd herstellt.
Obwohl das Kind lernt, Mutter und Vater zu erkennen und zu begleiten, steht es ihm immer frei, mit jedem Erwachsenen aus der Gemeinschaft soviel Zeit zu verbringen, wie es möchte.
Wenn das Kind als Erwachsener selbstsüchtig, arrogant oder unzufrieden wird, hat die gesamte Elfengemeinschaft versagt, und wenn es vor seiner Zeit durch die Gefahren der Welt umkommt, so trauert ebenso die gesamte Gemeinschaft.
Während das Kind aufwächst, wird es von den Erwachsenen nicht in eine Rolle gedrängt; Elfen müssen z.B. nicht den Beruf ihres Vaters ausüben oder dergleichen. In der elfischen Tradition ist es üblich, Familienbande auf die gesamte Gemeinschaft zu übertragen, nicht nur auf die unmittelbare Familie / Blutlinie.
Auch gibt es keinerlei geschlechtsspezifische Rollen, die das aufwachsende Kind übernehmen muss. Viele Männer werden von der Wanderlust gepackt und streifen weit durch die Länder; tragen so als Jäger oder Kundschafter ihren Teil zur Gemeinschaft bei; viele Frauen dagegen halten es oft eher für sinnvoll, die Siedlung zu verteidigen / zu erhalten und werden so Kriegerinnen oder bauen Nahrung an.
In der künstlerischen Tradition stellen Männer oft Dinge mit den Händen her, werden Töpfer oder Schnitzer; während Frauen mehr auf künstlerische Gestaltung wertlegen und weben oder malen.
Dennoch sind diese Aufteilungen nur häufige Interessenlagen innerhalb der Geschlechter und keine Vorschriften – die einsame Jägerin ist in der elfischen Gemeinschaft genauso geachtet und angesehen wie der männliche Schneider und Weber – und auch fast genauso häufig.
Beryn Fin / Pubertät
Elfen werden etwa so schnell erwachsen wie Menschen, jedoch werden sie zumeist erst mit 120 Lebensjahren von anderen Elfen als „erwachsen“ anerkannt, wenn sie ihre Epiphanie erlebt haben, eine Art Wahrtraum, der einem jungen Elf eine Richtung und einen Sinn in seinem Leben geben soll.
Die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenenalter ist die prägenste für den aufwachsenden Elfen. Man nennt diese Zeit das beryn fin, die Zeit der Entdeckungen. Der Heranwachsende sieht sich wechselnden Gefühlen ausgesetzt und wartet zunehmend auf die Ephiphanie, das mystische Ereignis, dass ihn zum Erwachsenen macht.
Entgegen vieler Annahmen werden Elfenkinder und -jugendliche fast genauso schnell erwachsen wie die Menschen. Der Hauptunterschied ist, dass die Pubertät etwa zur gleichen Zeit beginnt und erst etwa mit dem 25ten Lebensjahr endet.
Während des beryn fin ist der junge Elf dazu angehalten, sich selbst und alle Grenzen, die er sich setzen möchte, zu erforschen und kennen zu lernen, auch und gerade ihre Sexualität. Während andere Völker die sexuellen Praktiken der Elfen unter Umständen sogar schockierend finden, ist für die Elfen Sex einfach nur ein gemeinsam geteiltes, wundervolles Erlebnis. Experimente mit einem oder mehreren Partnern ist für sie nicht viel anders, als den Saft verschiedener Beeren zu probieren um herauszufinden, welcher ihnen am besten schmeckt. Es gibt keinerlei Peinlichkeiten oder Eifersüchteleien durch diese Spielchen; ein Elf mag sich in der Vergangenheit mit einem großen Teil seiner elfischen Gemeinde vergnügt haben und kann dennoch ihnen allen oder jedem einzelnen ohne Scham oder Unwohlsein entgegentreten – die angenehme Erinnerung daran wird von ihnen kaum höher geschätzt als vielleicht ein gemeinsam eingenommenes, gutes Essen oder ein Tag, der zusammen mit der Erforschung der Umgebung verbracht wurde.
Zusammen mit dieser Erforschung des eigenen Körpers wird von dem heranwachsenden Elf nach und nach erwartet, dass er die Aufgaben der Gemeinschaft mit übernimmt, Kämpfen lernt, besonders mit dem Bogen, und zur Nahrungsbeschaffung usw. beiträgt.
Beides, die Entwicklung des Individuums wie auch die Entwicklung der Pflichten für die Gemeinschaft, sind den Elfen aber weniger wichtig als die spirtuelle Entwicklung, die Suche nach ihrem Gott. Elfen sehen keine Grenze zwischen der alltäglichen Welt und der Welt ihrer Götter. In der Vergangenheit haben der elfische Göttervater Corellon Larethian und sein Hof schon viele Male die Elfen besucht und ihnen sogar in Kriegen beigestanden.
Zwar weilt er normalerweise auf der fernen Welt Arvandor, wohin auch die Toten der Elfen gehen, aber dennoch leitet er nach dem Glauben der Elfen jeden einzelnen Elf zu seinem wahren Ich und gibt ihnen auf der Suche Hinweise und Hilfe.
Mit dem Heranwachsen erwartet der junge Elf die Epiphanie, den einen Moment, in dem all seine Sinne von seinem Gott angesprochen werden und er der Anwesenheit seines Gottes vollständig und ganz bewusst wird.
Ein Elf erzählt diesen Augenblick, dieses Erlebnis, keinem anderen, auch nicht seinem Partner oder seinen Kindern, so dass es sehr schwierig ist, darüber etwas zu sagen.
Von Barden wird es häufig so darsgestellt, als wenn Corellon mit einer leuchtenden Aura vor dem Heranwachsenden erscheint; aber es ist erwiesenermaßen auch schon vorgekommen, dass ein Elf seinen Gott in einem besonderen Muster gefunden hat, das das Licht auf ein Blatt im Wald warf.
Ein Elf verbringt daher die Jahre des beryn fin in spiritueller Vorbereitung auf diesen Moment.
Einige wenige kommen nicht in den Genuß der Offenbarung ihres Gottes. Diese sogenannten malawain („nicht-Erwachten“) werden dadurch oft bitter, bösartig; und in der Folge von der Elfengemeinschaft ausgeschlossen und vertrieben.
Epiphanie / Erwachsenenalter
Mit der Epiphanie erklärt sich ein junger Elf zum Erwachsenen und wählt einen Namen (meist einen öffentlichen und einen geheimen Namen), der auf sich selbst und/oder den Auftrag seines Gottes hindeutet. Auch wenn Verwandte und Freunde sich vielleicht nur langsam an den neuen Namen und daran, dass der Erwachte nun ein voll gleichberechtigter Erwachsener ist, gewöhnen, so hat der Elf doch mit der Ephiphanie erkannt, dass er jetzt die Pflichten und Verantwortungen eines Erwachsene hat.
Ein Verwandter, der den jungen Erwachsenen hartnäckig weiterhin mit seinem Kindernamen anspricht, ist eines der ersten Dinge, die ein erwachsener Elf in Ruhe zu ertragen lernen muss.
Obwohl sich das Verhalten des jungen Erwachsenen vielleicht nicht ändert und er weiter Vergnügung und Schönheit sucht, tut er dies jetzt, nach dem Erwachen, aus anderen Gründen als in der verspielten Unschuld des beryn fin, der Kinderzeit.
Ein erwachsener Elf hat erkannt, dass er das Böse der Welt bekämpfen muss; auch und gerade dadurch, dass er Schönheit und Lachen auf die Welt bringt und Schönes und Vergnügtheit erhält. Wenn ein erwachsener Elf etwas Schönes herstellt, und sei es auch noch so klein oder unbedeutend, dann tut er das nicht nur, um sich und seine Umgebung zu erfreuen; sondern auch, um mit der Schöpfung das Gute zu bewahren und eine Verteidigung gegen jedwedes Böse und Zerstörerische zu errichten.
Auch mit dem Erwachsenwerden geben die Elfen ihre Suche nach Lust und Schönheit nicht auf; dennoch kennen auch sie die wahre und ausschliessliche Liebe. Allerdings wird Elfen, die jünger als 100 Jahre sind, von einer dauerhaften Verbindung allseits abgeraten.
Elfen glauben, dass es Seelen gibt, deren spirituelle Suche sich gleicht, und dass sich diese Seelen deshalb verbinden sollten. Wenn sich zwei solche Elfen begegnen, verlieben sie sich auf den ersten Blick sofort in einander. Es gibt nur ganz seltene Fälle, wo diese Liebe vom Gegenüber nicht erwidert wird, und diese enden oft mit dem Selbstmord einer der Beteiligten, immer aber sind viel Schmerz und Trauer involviert.
Im Normalfall empfinden die Elfen dieses sogenannte thiramin (Seelenbund) bei Elfen, die von anderen Gemeinden zu ihnen kommen; thiramin mit Elfen derselben Gemeinschaft sind höchst selten, und wenn, dann waren beide Beteiligte meist zuvor erbitterte Gegner oder Konkurrenten.
Hochzeiten
Elfische Hochzeiten dauern Tage und würden die Geduld von Menschen auf das Höchste strapazieren. Viele Elfen, die den Seelenbund schließen, stellen sich so vollständig aufeinander ein, dass sie ihren Partner als nahe empfinden, auch wenn er in Wirklichkeit weit fort ist; bis zu einem gewissen Grad teilen sie die Gefühle des anderen.
In einigen Fällen „verschwindet“ der Bund nach längerer Zeit. Die Elfen sehen dies als Zeichen, dass sich die spirituellen Wege der beiden Beteiligten getrennt haben; dennoch ist so etwas immer ein Grund für grosse Trauer und Leid; ein überwältigendes Gefühl des Verlustes begleitet solch eine Trennung.
Alter & Tod
Elfen werden zwischen 200 und 800 Jahre alt. Etwaige Alterserscheinungen setzen, wenn überhaupt, dann erst sehr spät am Ende des Lebens eines Elfen ein.
Elfen glauben, dass der Tod und der Übergang nach Arvandor als natürlicher Teil zum Leben dazu gehören, dennoch macht es sie oft traurig, dass sie im Alter, nicht mehr soviel Vergnügen empfinden können wie zuvor und dass die Schärfe ihrer Sinne sie verlässt.
Sie tendieren daher oft zu Isolation und Melancholie. Einige wenige versuchen sogar, mit schwarzer Magie ihr Leben zu verlängern und werden zu grausamen Lichen.
Elfen sterben zumeist entweder durch Gewalteinwirkung oder entscheiden sich freiwillig für ihren Tod. Gegen ihren Willen an Altersschwäche sterben Elfen normalerweise nicht.
Elfen entscheiden sich oft für ihren Tod, wenn sie der Meinung sind, ihre Lebensaufgabe vollbracht zu haben, ein gängiges Beispiel dafür ist der Tod des letzten Coronals von Myth Drannor.
Da er Elfen, Menschen, Zwerge, Halblinge und alle Bewohner der legendären Hauptstadt geeint wähnte, stellte er sein Schwert (als Zeichen des Thrones) zur Verfügung und stürzte sich selbst vom höchsten Turm von Myth Drannor.
Der Bürgerkrieg, der um die Königsnachfolge ausbrach, war einer der wesentlichen Gründe für den Untergang Cormanthors.
Umgekehrt kann ein Elf oder eine Elfe nahezu unendlich am Leben festhalten, wenn er/sie seine Lebensaufgabe als noch nicht erfüllt ansieht. Ein Beispiel dafür ist die gegenwärtige Seldarelle, die Königin der Elfen auf Immerdar, die seit mehr als 1000 Jahren ihr Amt ausfüllt, noch immer in jahrhundertelanger, tiefer Trauer um ihren Gatten, der bereits nach Arvandor ging.
Einige Elfen glauben, dass ihnen mit dem Tod die Wahl frei steht, als neues Leben auf die Erde zurückzukehren oder nach Arvandor einzugehen; oder sogar als ein geisterhafter Verteidiger in der Welt zu bleiben und seine Lieben und ihre Nachfolger zu beschützen. Elfen, denen die Wälder besonders am Herzen lagen, wählen oft auch die Möglichkeit, als Dryade ihr Leben an einen ganz bestimmten Baum zu koppeln, um über den körperlichen Tod hinaus weiter zu existieren.
Es liegt im Ermessen und in der Suche des Lebenssinns jedes einzelnen Elfs, was er mit seinem Leben und mit seinem Tod erreichen möchte.