7 Jori Gid’eron / Ada
Jori holte tief Luft. Sich mit wilder Kraft zu befreien, war seine erste Idee. Aber dann hielt er ruhig und versuchte, zunächst etwas mehr von der Umgebung zu erfassen, in der er sich befand.
Offensichtlich lag er in dem Hauptraum des Turmgebäudes, das er auf der Suche nach Nahrung und Wasser betreten hatte. Die Fremden hatten hier ein großes Feuer entfacht; dazu hatten sie die gemeißelte Schale auf dem steinernen Fußboden verwendet, über die Jori auf dem Weg hinein schmerzhaft
gestolpert war.
Jori roch den schmerzlich lockenden Duft eines ihm unbekannten Nahrungsmittels, das in der Nähe des Feuers auf einer flachen Platte briet. Auch frisches Wasser konnte er riechen, genauso wie viele weitere, ihm unbekannte Aromen.
Die Fremden waren offensichtlich zu fünft, zwei Frauen und drei Männer saßen rings um das Feuer und gingen verschiedenen Tätigkeiten nach. Sie waren… anders als alles, was Jori je gesehen hatte – sie waren keine Ada.
Sie waren hoch gewachsen und beinahe unglaublich schlank, wirkten so dünn und zerbrechlich, dass Jori meinte, mit einem Tatzenhieb all diesen Fremden Armen und Beine brechen zu können. Während Joris Hautfarbe ein sanftes helles Braun war, das an seiner Hüfte in sein ungewöhnlich schwarzes Fell überging, waren die Fremden so blass und weiß, dass man meinen konnte, sie beständen vollständig aus Milch.
Um ihre Köpfe legten sich reinweiße Federn, die sie anstelle von Haaren bedeckten. Alle fünf trugen weit fallende, weiße Roben, die seidig schimmerten und denen der Schmutz und Staub der Umgebung rein gar nichts anzuhaben schien.
Jori hatte noch nie soviel so fein gewebten Stoff an einem Menschen gesehen; diese Wesen mussten sehr reich sein. Das schönste an den Fremden aber waren die großen, weißgrauen Flügel auf ihren Rücken, die sie wie Vögel übereinander verschränkt trugen.
Sie machten es ihnen unmöglich, sich zu setzen, daher zogen es diese Wesen vor, zu hocken oder zu stehen. Zunächst verwirrte ihn die seltsame, ruckartige Art und Weise, in der sich die Fremden bewegten, aber dann konnte er einen Blick auf ihre Füße erhaschen, die unter den weiten Roben verborgen waren.
Sie waren breit und flach, erinnerten eher an Flossen als an Füße.
Was für Wesen waren das nur?
Sie hatten durchdringende, komplett schwarze Augen mit dunklen Umrandungen – was Jori, der selbst nur die grünen Katzenaugen der Ada gewohnt war, immer wieder aufs Neue auffiel.