Juli 13

4 Anan-Re / Jadeira

Kimar legte den Kopf schief, so dass seine langen Zöpfe halb über sein hübsches Gesicht fielen. Nach einer zögernden Pause, die Anan beinahe so lange vorkam wie eine ganze Jagdzeit, sprach er leise mit ihr. „Anan-re… du weißt, dass du die Letzte des Sejtenq-Wurfs bist, die ihre Große Jagd gehalten hat. Sicherlich werden sie morgen oder übermorgen, nach dem Fest, die neuen Jäger fort schicken, denn der Frühlingsmond ist voll. Ich… werde gehen müssen. Ich will gehen und mir einen Namen machen.“

Anan nickte. Kimar war ein ausgebildeter Jäger wie sie selbst. Doch während die Frauen bei denen blieben, die sie geboren hatten, mussten alle jungen Männer den Stamm verlassen und sich ein eigenes Gebiet und einen eigenen Namen erobern. Auch darum hatte sie gehofft, schon eher mit Kimar sprechen zu können, bevor er fort gehen musste. „Wirst du… wirst Du wiederkommen und Moari zum Kampf fordern, wenn Du stark genug bist, Kimar-re?“ fragte sie. Sie wollte, dass Kimar ja sagte, auch wenn es bedeuten würde, dass er ihren Vater von den Jadeira vertreiben musste. Besser er als irgendjemand anders, sagte sie sich.

Einige Herzschläge später nickte Kimar. „Ich werde kommen, Anan-re,“ versprach er feierlich, dann zog ein Grinsen seine weichen Lippen auseinander. Schnell sah er sich nach allen Seiten um. Die Sterne leuchteten hell über dem kurzen Steppengras und dem Palmenwäldchen im Osten, die Grillen zirpten und die Jadeira sangen beim großen Feuer. Hier, etwas abseits zwischen den schwarzen Zelten, herrschte nur die Dunkelheit der tiefen Nacht. Ein lauer Wind raschelte in den Dattelwedeln und brachte Anans unbekleideter Brust und Rücken angenehme Kühle. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen sich aufstellten, als Erregung, wie kurz vor einer guten Jagd, sie durchflutete. Sie wusste, was Kimar vorschlagen wollte, ohne dass er die Worte dazu machen musste.

„Komm,“ sagte sie rau und fasste nach Kimars Hand. Er ließ sich nicht lange ziehen; gemeinsam rannten sie zu dem Palmenwäldchen hinüber, als gelte es, eine Beute zu schlagen. Wenn Kimar sowieso wiederkommen und die Jadeira für sich erobern würde, konnte Anan ihn doch auch jetzt schon für sich haben, im voraus sozusagen. Während sie im Dunkel der knisternden alten Palmblätter spielerisch mit einander rangen und einander fauchend die Arme festhielten und sich abwechselnd küssten oder bissen, sah Anan ihr weiteres Leben schon ganz genau vor sich; Kimar als einer der Stammesführer und sie mit seinem Sohn an seiner Seite…

Schließlich, als er sie niedergerungen hatte und seine Zähne in ihren Hals grub, schloss sie die Augen und ließ sich von den schönen Bildern fort ziehen, die seine Berührungen ihr boten. Im voraus, natürlich.


Autor: Susanne Meyers. Alle Rechte vorbehalten.

Veröffentlicht13. Juli 2020 von ZuMe in Kategorie "FvT", "Jadeira