Juli 14

15 Anan-Re / Jadeira

Trakra grinste nur amüsiert über Anans spitze Bemerkung. „Mir scheint, deine Zunge kann besser Gift verspritzen als so manche Schlange, Püppchen.

Trotzdem werden wir die letzte Nacht heute noch einmal wiederholen – schließlich hast Du mir ganz gut gefallen.“

Anan nahm alle verbleibende Kraft und ihre ganze Wut zusammen und sprang ihn mit gespreizten Krallen an. Aber Trakra hatte damit gerechnet und konnte mit einer tänzerischen Bewegung zur Seite ausweichen. Dort schnappte er sich den langen Lederriemen, von dem sie gerade erst befreit worden war.

„Und damit wir dieses leidige Spielchen nicht noch einmal wiederholen müssen, meine Hübsche -“ unvermittelt langte er nach Anans Schwanz, zog kräftig daran, glitt geschmeidig um die Zeltstange herum und legte den Lederriemen um ihre Hinterbeine – „werde ich dieses mal sicherstellen, dass Du schön brav auf mich wartest, wie eine gehorsame Frau es tut.“

Trakra Gewicht drückte Anan zu Boden, und ihre gefesselten Beine konnten sie nicht mehr stützen.

Schwer stürzte sie auf die leere Stelle, wo der blutige Teppich und Taitas Leichnam entfernt worden waren. Trakra fackelte nicht lange und band ihr auch die Vorderpranken zusammen, ohne auf die tiefen Kratzer zu achten, die sie ihm dabei mit den Fingernägeln beibrachte. Er fauchte nur kurz, als sie die empfindliche Haut zwischen Auge und Ohr aufriss, ließ sich aber in seiner Tätigkeit nicht stören, bis Anan erneut an allen 6 Gliedmaßen gefesselt war.

Anschließend nahm sich Trakra noch die Zeit, die Brustwarzen der wehrlosen Anan zu küssen.

„Bis heute abend, meine ungeduldige Geliebte.“ Es lag nicht einmal Spott in seiner Stimme dabei, als sei ihr Knurren und Fauchen tatsächlich ein Zeichen von Zustimmung.

Im Gegenteil, er küsste sie auch noch auf den Mund. Er schmeckte nach Blut, so dass in Anan der Hunger erwachte. Sie hatte nichts zu essen bekommen, seit ihr Fest vorüber gewesen war.

Ihr war schwindelig und schlecht bei der Aussicht, eine weitere Nacht gefesselt und Trakras Launen ausgeliefert zu sein.

Aber sie konnte wenig tun – ihre Fesseln waren sorgfältig fest gezogen worden und das Material viel zu stabil, um es zu zerreißen.

Obwohl es ihr nicht helfen würde, schossen Anan die Tränen in die Augen, sobald Trakra gegangen war. Sie fühlte sich so hilflos – und sie hasste dieses Gefühl aus ganzem Herzen.

Traka war stärker als sie, mächtiger. Er würde dieses entsetzliche Spiel gewinnen, früher oder später.

Was konnte sie nur tun?

Wütend auf die eigene Ohnmacht versuchte Anan, die Lederriemen an ihren Händen mit den Zähnen durch zu beißen.

Eine Stunde später – oder vielleicht zwei, Anan wusste es nicht – öffnete sich die Zeltklappe erneut, und Dera schlüpfte hindurch. Dera war Tiwis Mutter, des jüngsten männlichen Nachkommens der Jadeira mit Ausnahme von Paydro, der ja noch an der Brust hing.

Der dreijährige Tiwi war mit den anderen Jungen mit dem Jagdbruder Trakras, diesem Qechi, ausgezogen, um eine Dijadda zu formen. Zusammen mit Kimar.

Anan zweifelte nicht daran, dass die jungen Jäger der Jadeira entweder schon tot waren oder ihre Ermordung unmittelbar bevor stand. Sie war deshalb keineswegs überrascht, ängstliche Besorgnis auf Deras Gesicht zu sehen.

Die ältere Frau kauerte sich neben Anan und warf kaum einen Blick auf ihre Verletzungen.

„Und Du meinst wirklich, er wird sie alle umbringen?“ flüsterte sie ohne jedes Vorgeplänkel.

Anan nickte wortlos. „Ich fürchte, sie sind schon so gut wie verloren,“ brachte sie dann doch hervor. „Wenn Du kannst, jage ihnen hinterher und warne sie,“ riet sie Dera.

Diese zögerte, doch dann nickte sie entschlossen. Mit einer hastigen, aber gut gezielten Bewegung zog Dera ihren Dolch und durchtrennte die angebissenen Fesseln an Anans Händen.

„Er vergnügt sich in den Frauenzelten und erzählt überall herum, Du hättest mit Freuden Deine Zustimmung gegeben, seine Hauptfrau zu werden,“ erzählte sie dann.

„Bring ihn um, wenn Du kannst.“

Anan nickte und lächelte der anderen Frau zu. Genau das hatte sie vor.


Autor: Susanne Meyers. Alle Rechte vorbehalten.

Veröffentlicht14. Juli 2020 von ZuMe in Kategorie "FvT", "Jadeira